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Giorgiones
Drei Philosophen
(In:Alte und
moderne Kunst" 148/149, Innsbruck, 1976,
S.5-9)
Giorgione
(Giorgio da Castelfranco): Die drei Philosophen
123,8 x 144,5 cm (links stark beschnitten). Wien, Kunsthistorisches
Museum
Giorgiones Bild der Drei Philosophen im Kunsthistorischen Museum
in Wien hat wie kaum ein anderes Werk der Kunstgeschichte die Phantasie
angeregt und öfter als einmal die Kunsthistoriker verzweifeln lassen.
Oft, wenn ein Forscher glaubte, sich der Resignation entziehen zu müssen,
und sich wieder an einer Interpretation versuchte, so geschah das meist
mit einer einleitenden Bitte um Verständnis, daß man sich
wieder dazu hat verleiten lassen, an das rätselhafte Gemälde
heranzugehen. Ein Geheimnis dieses und anderer Giorgione
zugeschriebener Bilder hat man sehen wollen und von einem Mythos
dieses Künstlers geschrieben. So wie sich die Bildwelt dieser Werke
einer ikonographisch orientierten Fragestellung nicht zu öffnen
scheint, so sehr scheint sich ebenso die Person des venezianischen Malers
der interessierten Annäherung zu entziehen.
Die allgemeine Vorstellung von der venezianischen Malerei der Renaissance
wird von drei Namen geprägt. Von Giovanni Bellini und Tizian, den
beiden überragenden Gestalten des Quattro- bzw. Cinquecento, und
von dem an der Schwelle des 16. Jahrhunderts, nur im ersten Jahrzehnt
wirkenden Giorgione. Es gibt keine denkbar größere Diskrepanz
zwischen den etwa 1300 Forschungsarbeiten, einschließlich der
spärlich erhaltenen Quellen, und den wenigen damit erlangten sicheren
Erkenntnissen 1. Manche Probleme
sind überhaupt noch nicht angegangen worden. Weder gibt es Farb-
und Lichtanalysen, die über Einzelbeobachtungen hinausgingen, obwohl
seit jeher gerade darin das größte Verdienst erkannt worden
ist, noch ist das Verhältnis Bellini-Giorgione und Giorgione-Tizian
untersucht worden 2.
Daß er aus Castelfranco stammte, wo sich heute noch im Dom sein
erstes Meisterwerk, die Madonna von Castelfranco, das nach neuesten
Forschungen kurz nach der Jahrhundertwende entstanden sein kann 3,
befindet, und daß er wahrscheinlich in der Werkstatt G. Bellinis
seine Lehrzeit verbrachte, darf als gesichert gelten. Seine Lebensdaten
lassen sich aus zwei Quellen erschließen. Aus einem Brief Taddeo
Albanos vom 7. November 1510 an Isabella dEste, die sich für
ein Gemälde interessierte, wissen wir, daß er ein paar Tage
vorher an der Pest gestorben war. Die Pest hatte im September/Oktober
in Venedig ihren Höhepunkt erreicht. Die andere Quelle bildet Vasari,
der allerdings in den zwei Ausgaben seiner Viten einander widersprechende
Daten nennt. 1550 schreibt er, Giorgione sei 1477 geboren worden und
1511 im Alter von 34 Jahren gestorben. 1568 korrigiert er das Geburtsjahr
auf 1478, in die Regierungszeit des Dogen Giovanni Mocenigo, das Alter
von 34 Jahren und das Todesdatum bleiben unverändert. Da das Todesdatum
1510 sicher ist, bleibt Vasari als Quelle nur bedingt brauchbar. Es
ist anzunehmen, daß das gleichbleibende Alter Giorgiones - 34
Jahre - der einzig brauchbare Hinweis ist und er, worauf Richter schon
1937 verwies 4, die Dogen Giovanni Mocenigo
(seit 1478) und Pietro Mocenigo (bis 1476) miteinander verwechselte.
Wenn Giorgione im September/Oktober 1510 im Alter von 34 Jahren gestorben
ist, muß er im Zeitraum Oktober/ November 1475 bis August/September
1476 geboren sein, entgegen der heute allgemein üblichen, unkritischen
Annahme von 1477/78. Mit dem folgenden Versuch einer Deutung des neben
der Tempesta in der Accademia in Venedig bedeutendsten Werkes
könnte somit des 500. Geburtstages des Künstlers gedacht werden.
Der weitgereiste Venezianer Marcanton Michiel hat 1525 im Hause des
Taddeo Contarini das Bild gesehen und in seinen Notizen
5 erwähnt: Das Ölgemälde
auf Leinwand mit den drei Philosophen in einer Landschaft, zweien, die
aufrecht stehen, und einem, der sitzt und die Sonnenstrahlen betrachtet,
mit jenem Felsen, der so wunderbar ersonnen ist, war von Zorzo da Castelfranco
begonnen und von Sebastiano aus Venedig vollendet. Diese wichtige
Quelle, 15 Jahre nach dem Tod Giorgiones geschrieben, hat den heute
noch gültigen Titel des Bildes geliefert. Seither hat man versucht,
diese Philosophen mit bestimmten Personen zu identifizieren.
Mechel war der erste, der im Katalog von 1783 6 die
Drei Weisen aus dem Morgenland zu erkennen glaubte, eine
Deutung, die schon 1796 im nächsten Katalog 7
bestritten wurde, da es sich um Tag handle und nicht um die Nacht, in
welcher der Stern von Bethlehem erschien. Trotzdem hielt sich diese
Version, 1908 Glück-Wartenegg 8, 1930
Hourticq 9, 1932 Wilde 10,
1935 Eisler 11, 1955 Klauner 12,
1958 Auner 13, 1966 Künstler 14
und andere Autoren schlossen sich dieser von Wilde und Klauner auf einen
bei Kehrer 15 erwähnten apokryphen
Text gestützten, modifizierten Interpretation an. Daneben gab es
noch eine Reihe von Erklärungen, die sich manchmal ergänzten,
oft aber gegenseitig ausschlossen:
1659 Katalog 16: Drei Mathematiker;
1859 Katalog 17: Drei orientalische Geometer;
1871 Cavalcaselle 18: Drei Astronomen;
1871 Janitschek 19: Altertum, Mittelalter,
Renaissance;
1895 Wickhoff 20: König Evander, sein
Sohn Pallas, zwischen beiden Äneas;
1903 Ludwig 21: Der Zauberer Merlin besucht
Blaise;
1908,1936 Justi 22: Drei Vertreter des
geistigen Lebens der Renaissance,
Berechnen - Sinnen Forschen, bzw. Geometrie - Arithmetik - Sternkunde;
1910 Schaeffer 23: Marc Aurels Erziehung
durch zwei Philosophen;
1913 L. Venturi 24: Drei Astrologen oder
Astronomen;
1915 Schrey 25: Drei Lebensalter;
1922 Baldass 26: Archimedes, Ptolemäus,
Pythagoras;
1923 Glück 27: Drei weise Mathematiker
oder Astronomen des Altertums;
1925 (und danach) Hartlaub 28: Drei Einweihungsgrade
vor der Höhle des
Saturn;
1933 Ferriguto 29: Drei aufeinanderfolgende
Epochen des paduanischen
Aristotelismus;
1935 Parducci 30: Aristoteles, Averroes,
Vergil;
1936 Pigler 31: Abraham unterweist die
Ägypter in der Astronomie;
1945 Wischnitzer-Bernstein 32: Aristoteles,
Ptolemäus, Regiomontarius;
1955 L. Venturi 33: Personifikationen der
aristotelischen, averroistischen
Philosophie und der paduanischen Naturphilosophie;
1955 Nardi 34: Ptolemäus, Al Battani
und der junge Kopernikus;
1957 Brauer 35: Die Söhne Noahs Sem,
Han, Japheth bei der Aufteilung der
Welt;
1957 Meller 36: Plato, Aristoteles und
der junge Taddeo Contarini;
1965 Parronchi 37: Hl. Hieronymus, David,
hl. Lukas;
1969 Wind 38: Drei menschliche Charaktere
gemäß Pico della Mirandolos
Lehre, angesichts der Vanitas des Todes, d. h. der himmlische, spirituelle
und erdhafte Aspekt des Menschen;
Verheyen 39 hat sich dem angeschlossen,
Bialostocki 40 und Robertson 41
haben sich dagegen ausgesprochen;
1970 Calvesi 42: Moses, Zarathustra und
Pythagoras oder Tales;
1972 Logan 43: Abwandlung des platonischen
Höhlengleichnisses.
Überblickt man diese deprimierende Liste der Resultate von verschiedenen
im Laufe der Jahrzehnte vorgenommenen Deutungsversuchen, taucht unwillkürlich
eine Skepsis gegen jeglichen wissenschaftlichen Ansatz auf. Je offener
ein Bild ist, desto größer die Möglichkeit, viel in
das Werk hineinzutragen, wobei der persönliche Standpunkt und das
Wissen um die historische Situation den Ansatz des Verständnisses
bilden. So farblos in der gegebenen Liste die auf rein benennbare Fakten
reduzierten Deutungen auch sind, so überzeugend wirkt oft die Analyse
selbst. Z. B. scheint Calvesis Interpretation Moses, Zarathustra,
Pythagoras zunächst überspitzt; zieht man einen weiteren
Kreis um die genannten Personen und liest, daß die drei Philosophen
die historischen Manifestationen des Hermes Trismegistos, des sagenhaften
Begründers der Alchemie, sind, gewinnt das ikonographische Feld
einen weiteren Rahmen, der sich einer einfachen Frage nach dem Inhalt
des Bildes entzieht. Eines ist sicher: auch wenn es fruchtlos erscheint,
nach den Namen der drei Personen zu fragen, so falsch wäre
es, auf jegliche Frage nach der lkonographie zu verzichten. Versucht
man nichts in das Bild hineinzudeuten, übersieht man zu leicht
die historische Distanz und gelangt zu Vorurteilen wie jener positivistischen
Deutung, es handle sich um drei Feldmesser, gegen die schon
Wickhoff wetterte. Daß das Werk keinen Inhalt hätte, ist
schon durch die sichtbaren Symbole allein fraglich, abgesehen davon,
daß es inhaltslose lart pour lart in dieser Zeit noch
nicht gibt.
Bei der Prüfung der Interpretationen stellt man oft fest, daß
das Bild nur zum Anstoß wird, eine vorgefaßte Meinung auseinanderzusetzen.
Dort wo eine Interpretation nicht greift, weil im Bild etwas anderes
als das vom Betrachter Intendierte dargestellt ist, versieht man sich
oder schreibt die Divergenzen gar der Unkenntnis des Künstlers
zu; Giorgione habe den Text, meint als erster Wickhoff, nicht so genau
gekannt und ihn poetisch ergänzt 44.
Die historische Distanz zwischen Interpret und Bild wird zur Schwelle
zwischen Künstler und dem vom Interpreten verstandenen Thema und
Motiv. Manche Deutungen haben keinerlei Bezug auf vorangehende Versuche
genommen, sich auch zuwenig um den erwähnten Text Michiels gekümmert,
der doch am ehesten, nur 15 Jahre nach Giorgiones Tod, auf Besonderheiten
des Bildes verwiesen haben könnte.
Das Wichtigste bleibt der Aufbau der Bildwelt; nicht nur daß hier
drei Männer in einer Landschaft weilen, sondern wie sie sich zueinander
und der Umgebung gegenüber verhalten, sollte den Ausgangspunkt
einer daran anknüpfenden ikonogrophischen Fragestellung bilden.
Auf einer von links nach rechts sanft ansteigenden, gestuften Felsbühne
nehmen die drei Männer die rechte Hälfte des Bildes ein. Vom
Hintergrund sind sie durch eine Folie von ent- und belaubten Bäumen
getrennt. Ebenso in der vorderen Raumschicht befindet sich links eine
Höhle.
David Teniers d. J.: Erzherzog Leopold Wilhelm mit A. Triest in seiner
Gemäldegalerie in Brüssel, 1651
Die Drei Philosophen befinden sich links ob auf der großen
Bilderwand.
Auf dem Stich von David Teniers 45 ist
zu sehen, daß vom heute 144,5 cm breiten Bild vor allem links
ein Streifen von etwa 15 cm der Leinwand fehlt. Dadurch wirkte das Bild,
das rechts durch die Figur des in das Bildinnere gerichteten Alten gerahmt
ist, auch links durch den die Höhle abschließenden, bis zum
Boden reichenden Felsen in seiner Räumlichkeit klarer bestimmt.
Auch muß dem Felsen mit der Höhle eine größere
Bedeutung als heute zugemessen werden, worauf vor allem Klauner in ihrer
Interpretation hingewiesen hat. Zwischen dem Felsen und den kahlen Bäumen
blickt man wie durch ein Fenster in die Weite der hügeligen Landschaft
mit der Sonne über dem Horizont. Der bärtige, mit einem braun-lila
Gewand, einem ockernen Obergewand und einer bräunlichen Kapuze
bekleidete Alte am Bildrand steht ausponderiert und blickt nach links.
In seinen Händen hält er demonstrativ ein Blatt mit Symbolen,
dazu in seiner Linken einen Zirkel. Der Mittlere trägt einen Turban,
sein Bart ist kurz, das wechselnd blau-rote Gewand ist gegürtet,
und die rechte Hand hängt mit dem Daumen am Gürtel, seine
Leibmitte betonend. Sein Kopf ist nach rechts gerichtet, die Augen sind
wie die des Alten leer, ohne genauen Bezugspunkt. Die beiden Stehenden
sind aufeinander bezogen, der orientalisch Gekleidete trägt den
vom Alten ausgehenden Bewegungsimpuls weiter zur Bildmitte, ohne sich
dieser zuzuwenden. Allerdings hat man zu Unrecht von einer psychischen
Beziehung der beiden gesprochen und sogar behauptet, daß der Orientale
den erschütterten Greis an der Schulter berühre 46.
Der Jüngste sitzt auf der höchsten Felsstufe, die beiden Älteren
im Rücken. Über dem golden verzierten weißen Gewand
trägt er einen grünen Mantel, in seiner Linken hält er
ein Richtscheit, in der Rechten einen Zirkel, ohne daß klar wird,
ob er damit zeichnet; ein Blatt oder eine Unterlage ist nicht eindeutig
zu sehen. Bei der Beschreibung der räumlichen Verhältnisse
der drei Figuren sind wie bei anderen Bildern Giorgiones manchmal Unklarheiten
zu erkennen, die, gemessen an toskanischer Klarheit, als Unsicherheiten
gedeutet werden könnten. Man tut der hohen Qualitat dieses Werkes
keinen Abbruch, wenn man sich fragt, wo der Jüngling eigentlich
sitzt oder wie sich der Körper des Orientalen über seinem
linken Fuß weiterentwickelt, da die Faltengebung darauf keinen
Bezug nimmt. Ob wir hier dem Hinweis folgen, Sebastiano del Piombo hatte
das Bild, wie von Michiel überliefert, vollendet, oder nicht, wichtig
ist, daß Giorgione ohne Vorzeichnung alla prima gemalt hat, es
ihm mehr auf die farbige Akzentuierung ankam und er weniger Wert auf
perspektivische Konstruktion und Klarheit gelegt hat, was auch etwa
bei der Tempesta beobachtet werden kann.
Durch die vor zwei Jahrzehnten vorgenommene Restaurierung hat das Bild
sehr gewonnen, vor allem hat man in der Höhle Efeu und Feige entdeckt,
was zur neuen ikonogrophischen Analyse Klauners geführt hat, die
darin Heilssymbole erblickt hat, welche den drei Weisen die Geburt Christi
verkünden sollten. Gegen diese These spricht vor allem, daß
der Höhle keine Aufmerksamkeit entgegengebracht wird, dies obwohl
sie im Bild den Philosophen nahezu gleichberechtigt erscheint und sich
das Gefüge der Figuren rhythmisch von rechts nach links orientiert.
Zudem wird die Bildwelt von links oben beleuchtet; dies gilt sowohl
für den Vordergrund als auch für die Landschaft hinten, wie
aus der Licht-Schatten-Verteilung an der Mühle und den Bäumen
ersichtlich ist. Nicht die Sonne, sondern eine unbekannte Lichtquelle
weist erhellend nach links oben. Der Jüngling blickt in diese Richtung,
wovon Michiel schon gesprochen hat; allerdings schreibt er von raggi
solari. Man hat den Widerspruch zwischen den Sonnenstrahlen und
der sichtbaren Sonne oft bemerkt und auf verschiedene Weise zu lösen
versucht. Man hat daraus geschlossen, daß die Sonne am Horizont
eine spätere Ergänzung sei 47.
Gegen diese Annahme spricht einerseits der malerische Befund 48,
andererseits die notwendige Skepsis gegenüber trivialen Erklärungen
von heute schwer verständlichen Tatbeständen. Deswegen haben
sich andere Forscher in ihren Erklärungen mit der doppelten Lichtquelle
abgefunden. Manche 49 sehen den hellstrahlenden
Stern, der den Weisen erscheint, als Lichtquelle an, die Sonne am Horizont
sei noch oder schon zu schwach als Lichtspende 50.
Künstler 51 deutet das dem Betrachter
als gespalten erscheinende Licht als ein und dasselbe. Der Stern strahle
sein übernatürliches Licht von links aus, denn die Sonne könne
nicht zugleich so tief und stark einstrahlen, und er sei noch einmal
in der Bildmitte als dem Zentrum der Bildbedeutung wiedergegeben. Diese
elegante Deutung stellt wie die anderen deshalb nicht zufrieden, weil
sie a priori die drei Philosophen als die Weisen aus dem Morgenland
annimmt.
Eine wichtige Unterstützung der These, es handle sich um die Drei
Weisen, glaubte man durch den 1932 veröffentlichten Röntgenbefund
52 erhalten zu haben. Dabei stellte sich
heraus, daß der Alte eine Art strahlendes Diadem, der Jüngling
eine Mütze aufhatte und der Mittlere eine dunkle Hautfarbe gehabt
hätte. Wind hat gegen diese Annahme polemisiert und betont, daß
man hier die Röntgen einfach falsch gelesen hätte 53.
Dies ist wahrscheinlich richtig. Bei geringfügigen Änderungen,
die hier nur die Tracht betreffen, ist zu schließen, daß
es sich bei den pentimenti genannten Änderungen nur
um Modifizierungen des Themas handeln kann; entweder um Präzisierungen
oder um eine Vereinheitlichung, die durch den Verzicht auf detailreiche
Hinweise, wie das exotische Würdezeichen des Alten, erreicht wird.
Anstelle eines anekdotischen Ablaufes tritt die stille Verhaltenheit
einer weiter gespannten Zuständlichkeit. Wenn es sich nicht um
ein ikonographisch-gespaltenes Licht handelt, wie es Künstler deutet,
kann man es als Hinweis auffassen, daß das Licht nicht als natürliches
verstanden werden soll. Man könnte dann dieses von den Dreien kontemplierte,
undefinierte Licht als den Protagonisten des Bildes ansehen
54. Welche Attribute kennzeichnen die drei
Männer? Der Alte hält demonstrativ das Blatt mit Zahlen, Mond,
Strahlenkranz oder Kompaßrose und einem Kreuz, ferner hält
er einen Zirkel. Ohne Zweifel handelt es sich um astronomisch-astrologisch-kosmologische
Symbolik, was zu den erwähnten Identifikationsversuchen mit Astrologen-Astronomen
führte. Das Andreas-Kreuz hat Hartlaub 55
als Plan des himmlischen Tempels verstanden, sonst ist darauf nicht
eingegangen worden. Zwischen dem Alten und dem mit Zirkel und Richtscheit
die Renaissance symbolisierenden Jüngling steht der Orientale,
der damit die arabische Mittlerrolle, in welcher die Antike, das Wissen
der Alten weitergetragen wurde, verkörpert. Der wichtigste
Einwand gegen diese Zeitalter-Theorie, wie sie schon von Janitschek
vorgebracht worden ist, betrifft die Kleidung. Denn der Jüngling
ist im griechischen Gewand und nicht in einer zeitgenössischen
Tracht wiedergegeben 56. Die Verschiedenartigkeit
der Kleidung stellt sich auch den zahllosen novellenhaften und erzählerischen
Deutungen entgegen. Es handelt sich um eine nicht an einen historischen
Punkt gebundene Symbolik oder Allegorie. Das antik-griechische Gewand
des Jünglings mag als retrospektive Allusion auf die Antike gelten,
an welche damals angeknüpft worden war. Gegen die erzählerischen
Varianten spricht auch die schon angedeutete Abgeschlossenheit der Figuren
voneinander. Der Jüngling ist nur der Natur oder dem Licht zugewandt,
der Mittlere entspricht seiner Funktion zwar durch seine Drehung und
der Betonung der Leibmitte 57, aber er
wendet sich durchaus nicht dem Alten zu. Die Verschlossenheit der beiden
rechten Figuren ist einmal so charakterisiert worden, daß ihnen
Hören wichtiger als Sehen scheine 58.
Das mag den Gegensatz von Weltanschauung (des Jünglings)
und der pythagoräischen Tradition Akróasis, der Weltanhörung,
anspielen.
1969 haben Keyserling und ich die um das Kreuz gruppierten kosmologischen
Symbole als Hinweis auf die pythagoräische Weltinterpretation verstanden,
wobei das Kreuz das pythagoräische CHI, das Zentrum des Lehrgebäudes,
bedeuten sollte 59. Die Zahlen, Mond und
Sonne oder Zentralfeuer könnten auf die pythagoräische
Kosmologie der durch Zahlenverhältnisse erkennbaren Weltharmonie
verweisen. Soweit sie Platon bekannt war, hat er in seinem Timaios
die Lehren des Pythagoras niedergeschrieben. Dieses Werk beginnt mit
den folgenden Worten: Einer, zwei, drei, wo aber lieber Timaios
blieb uns der vierte ... ? Während man heute Astronomie,
Astrologie, Alchemie, Philosophie, Mathematik und andere Wissenschaften
säuberlich trennt, war das im 15. und 16. Jahrhundert in esoterischen
Lehrgebäuden, die zur Welterklärung alles Erreichbare integrierten,
kompiliert. Es gibt zahlreiche Abhandlungen darüber, wie Venedig
mit den Kreisen der platonischen Akademie in Florenz in Verbindung stand;
die Namen großer Alchemisten dieser Zeit in Venetien, etwa G.
A. Augurelli und Bernardo von Treviso, sind bekannt. Die Warburg-Schule,
Hartlaub, Calvesi, Pochat u. a. haben sich mit diesen Fragen intensiv
beschäftigt, und es steht außer Frage, daß im ersten
Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts in den Akademien und vor allem durch
die Tatsache, daß Venedig das Publikationszentrum Europas war,
diese esoterisch-hermetischen Lehren und manches, das heute verschollen
ist, allgemein faszinierte und den Gebildeten bekannt war.
Was hat es mit dem zitierten Satz aus dem Timaios auf sich? C.
G. Jung hat ihn als Schlüssel des Werkes verstanden 60.
Die Tetraktys l+2+3+4 = 10 bedeutet neben der Erzeugung des Dezimalsystems
noch eine fundamentale psychologische Gesetzmäßigkeit. Daß
die Tetraktys sogar in ihrer geometrisch-harmonikalen Variante zu dieser
Zeit bekannt war, zeigt die Darstellung des Pythagoras in Raffaels Schule
von Athen 61. Jung schreibt in Psychologie
und Alchemie über den Vierten, daß er im himmlischen
Drama neben der dreifältigen Gottheit unzweifelhaft der Teufel
sei. In harmloser psychologischer Fassung bestimme das Vierte die minderwertige,
unbewußt bleibende Funktion 62. Das
Unbewußte stelle in Form der vierten Person das Böse dar.
Es sei daher nicht verwunderlich, daß der Vierte in der Tradition
von den Dreien geschieden und in das Reich des ewigen Feuers verwiesen
wurde 63. Jung zitiert den Traktat Consilium
Coniugii; darin steht, daß der philosophische Mensch
aus vier Naturen des Steins bestehe. Drei davon seien irdisch
oder in der Erde, die vierte Natur ist das Wasser des Steins..., mit
welchem die drei irdischen Naturen tingiert werden 64.
Die vierte Natur ist die Voraussetzung zur Erlangung der Ganzheit des
Menschen, des
EINEN nämlich, der fehlt und doch da ist ... und die göttliche
Präsenz darstellt 65, der schon
vor dem Menschen war und zugleich dessen Licht ist. Er gesellt sich
als Viertes zu den Dreien und stellt dadurch die Synthese der Vier zur
Einheit dar 66. In hermetischer Terminologie
zeigt der Alte den projizierten Vierten als Quelle und Urgrund
auf. Der Jüngling sieht das, was die beiden anderen ihm (historisch)
vermittelt haben, nämlich den Vierten in jener Gestalt, wie er
von den Texten beschrieben wird: als Lichtquelle, als feuergesichtiger
Teufel im Stein etc.
Es ist oft angemerkt worden 67, daß
Michiels Erwähnung der vom Jüngling betrachteten Sonnenstrahlen
mit dem so wunderbar ersonnenen Stein die einzige ästhetische Anerkennung
unter allen seinen Bilderwähnungen bleibe, und Justi war 1908 der
erste 68, der sich fragte, was Michiel
an dem Stein denn so Wunderbares gefunden habe. Es muß sich um
die geistige Lichtquelle 69 am linken oberen
Bildrand handeln, um diesen flammengesichtigen Teufel, der auf den Betrachter
blickt. Besonders stark kommt dieses Vexierbild in unterbelichteten,
die Lichtkontraste intensivierenden Reproduktionen heraus. Das Thema
erscheint damit als Stein der Weisen, der in anderen Sprachen
Stein der Philosophen heißt, als jener lichthafte
Ursprung der Natur und das Verhältnis der Philosophen ihm gegenüber,
wie es sich zu verschiedenen Zeiten auf verschiedenen Stufen manifestierte.
Der Stein wurde überdies mit der Zahl 10, d. h. dem Ergebnis der
vom Alten angespielten Tetraktys, gleichgesetzt 70.
Ob diese Deutung diskutabel ist, hängt vom entscheidenden Punkt
ab, ob der Vierte allgemein erkennbar ist 71.
Die drei Gestalten der Philosophen sind isoliert für sich, ohne
den sie erhellenden Vierten, sinnlos, wie auch Interpretationen, die
dem linken Bildteil nicht gerecht werden, notwendigerweise unvollständig
sein müssen. Die Höhle mag als Kontrastgrund für das
auflodernde Steingesicht angelegt und durchaus als Reminiszenz des platonischen
Höhlengleichnisses gemeint sein. Das Bild der Drei Philosophen
ist kein Bild einer hermetischen Sekte oder Illustration eines esoterischen
Gedankens. Solche sind durchwegs von künstlerisch-unbedeutender
Machart. Aber dem Betrachter erschließt sich in der Bewunderung
der Landschaft in Giorgiones Werken auch die ambivalente Distanz zur
Natur, die wir nicht mit unseren am 19. Jahrhundert geschulten Augen
durchstreifen dürfen. In der Renaissance mußte die Welt erst
entdeckt werden, mit ihrer mathematischen Erschließung durch die
Perspektive ging die Verzerrung mittels der Anamorphose einher. Sowohl
die seit Leonardo auftauchenden anamorphotischen Täuschungen
72, wie die scheinbar absichtslos aus amorphen
Formen gebildeten Felsengesichter Dürers 73
sind gleichzeitige Parallelerscheinungen einer heute fremden Weltsicht.
Im Werk Giorgiones wird eine Ahnung davon vermittelt, wenn wir den Renaissance-Jüngling
beobachten, wie er den auch auf die außerbildliche Gegenwart gerichteten
Vierten gemessen hat.
Anmerkungen:
1 Siehe dazu das nicht vollständige Literaturverzeichnis
bei: Pignatti, T.: Giorgione. Venedig 1969, London 1971.
2 Darauf hat zuletzt wieder Hornig, C. in: Huse N.: Studien zu
Giovanni Bellini, Kunstchronik Dezember 1975, S.448 f. verwiesen. Hornigs
im Druck befindlicher Aufsatz Giorgiones Spätwerk in
den Pisaner Annalen wird der Diskussion neue Anregungen geben.
3 Anderson, J.: Some new documents relating to Giorgiones
Castelfranco Altarpiece and his patron Tuzio Constanzo,
Arte Veneta XXVII, Venedig 1973, S.294
4 Richter, G. M.; Giorgio da Castelfranco, called Giorgione,
Chicago 1937
5 Der Anänimo Morelliano (Marcanton Michiel's Notizia d'opere
del disegno), Hrsgb. Theodor Frimmel, Quellenschriften für Kunstgeschichte
und Kunsttechnik, Neue Folge, Band 1, Wien 1888.
6 Mechel, C. von; Verzeichnis der Gemälde der k. k. Bildergalerie,
Wien 1783.
7 Gemälde der k. k. Galerie, Wien 1796, S. 30 f.
8 Zit. nach Wischnitzer-Bernstein, R.; The Three Philosophers
by Giorgione, Gazette des Beaux Arts, 1945-1, S. 193 ff., Anm. 26.
9 Hourticq, L.; Le Problüme de Giorgione, Paris 1930, S.
61.
10 Wilde, J.; Röntgenaufnahmen der Drei Philosophen
Giorgiones und der Zigeunermadonna Tizians, Jahrbuch der
kunsthistorischen Sammlungen in Wien, 1932, S. 141 ff. Für die
endgültige Fassung nahm Wilde, S. 151, eine erweiterte Deutung
an: Vertreter der drei Lebensalter und zugleich . . . Vertreter
der drei typischen Formen der vita contemplativa: der Jüngling
forschend, der Mann sinnend, der Greis lehrend.
11 Eisler, R.; New titles for old pictures, London 1935
12 Klauner, F.; Zur Symbolik von Giorgiones Drei Philosophen,
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien, 1955, S. 145 ff.
Klauner hat in ihrer Interpretation an keiner Stelle an eine Anbetung,
von welcher nur die Gruppe der Heiligen Drei Könige übriggeblieben
sei, gedacht. Die Argumente gegen diese ihr von Magugliani, L.; Introduzione
a Giorgione ed alla pittura veneziana
del rinascimento, S. 90, unterstellten Deutung, sind daher überflüssig.
Dagegen glaubt Steer, J.; A concise history of Venetian painting, London
1970, S. 88, die Höhle very probably represents the Lucula
Noctis, the birth cave, and is associated with Christ.
13 Auner, M.; Randbemerkungen zu zwei Bildern Giorgiones, Jahrbuch
der kunsthistorischen Sammlungen in Wien, 1958, s. 151 ff.
14 Künstler, G.; Landschaftsdarstellungen und religiöses
Weltbild in der Tafelmalerei der Übergangsepoche um 1500, Jahrbuch
der kunsthistorischen Sammlungen in Wien, 1966, S. 103 ff.
15 Kehrer, H.; Die Heiligen Drei Könige in Literatur und
Kunst, 2 Bände, Leipzig 1909.
16 Invetarium aller uundt jeder Ihrer hochfürstlichen Durchleucht
Herrn Leopoldt Wilhelmen..... zue Wienn vorhandenen Mahlereyen.
17 Engert E.; Catalogue des tableaux de la Galerié Impériale-Royale
au Belvédere à Vienne, Wien, 1859, S. 14, No. 57
18 Crowe-Cavalcaselle; A history of Painting in North Italy,
London 1871
19 Janitschek im Text zu Carl v. Lützows Die k. k.
Belvedere-Galerie in Wien 1871
20 Wickhoff, F.; Giorgiones Bilder zu römischen Heldengedichten,
1895, Wiederabdruck in F. Wickhoff, Abhandlungen, Vorträge und
Anzeigen, 2. Band, Berlin 1913, S.1 ff.
21 Ludwig, G.; Archivalische Beiträge, Jahrbuch der Preußischen
Kunstsammlungen, 1903, S. 1 ff.
22 Justi, L.; Giorgione, Berlin 1908, 1936 (2 Bände)
23 Schaeffer, E.; Giorgiones Landschaft mit den Drei Philosophen,
Monatshefte für Kunstwissenschaft III, 1910, S. 340
24 Venturi, L.; Giorgione e il Giorgionismo, Mailand 1913
25 Schrey G.; Jupiter und Kallisto, Kunstchronik
26, 1915, S.572
26 Baldass, L.; Giorgiones Drei Philosophen, Wien
1922
27 Glück, G.; Die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen
Museums in Wien, Wien 1923, 2. Auflage 1925, S. X, 164
28 Hartlaub, G. F.; Giorgiones Geheimnis, München 1925,:
ders., Giorgione und der Mythos der Akademien, Repertorium fürKunstwissenschaft,
Berlin-Leipizig 1927,S.233ff.; ders., Arcana Artis, Spuren alchemistischer
Symbolik in der Kunst des 16. Jahrhunderts, Zeitschrift für Kunstwissenschaft,
Berlin 1953, S. 57 ff.
29 Ferriguto, A.; Attraverso i misteri di Giorgione, Castelfranco
1933
30 Parducci, D.; I tre Filosofi di Giorgione, Emporium 1935,
S. 253
31 Pigler, A.; Intorno ai Tre Filosofi di Giorgione,
Bollettino darte 29, 1935/36, S. 345 ff.
32 Wischnitzer-Bernstein, op. cit.
33 Venturi, L.; Four steps toward Modern Art, Giorgione-Caravoggio-Manet-Cézanne,
1955, New York-London, 4. Aufl. 1965, S. 15
34 Nardi, P.; I tre Filosofi di Giorgione, Il Mondo, 23. August
1955
35 Brauer, H.; Die Söhne des Noah bei Brizio und Giorgione.
Ein Beitrag zur Ikonographie, Berliner Museen VI., 1956-57, S. 31 ff.
36 Meller, P.; in mehreren unveröffentlichten Vorträgen,
s. auch: Parronchi, A.; Chi sono I tre filosofi, Arte Lombarda,
Mailand 1965, S. 91, und Turner, A. R., The vision of landscape in Renaissance
ltaly, Princeton 1966, S. 86, Anm. 3
37 Parronchi, op. cit.
38 Wind, E.; Giorgiones Tempesta, with comments on Giorgiones
poetic allegories, Oxford 1969
39 Verheyen, E.; Edgar Wind, Giorgiones Tempesta, Kunstchronik,
München 1971 , S. 269 ff.
40 Bialostocki, J.; Edgar Wind, Giorgiones Tempesta, Zeitschrift
für Kunstgeschichte, Berlin 1971,
S. 248 ff.
41 Robertson, G.; New Giorgione Studies, The Burlington Magazine,
London 1971, S. 269 ff.
42 Calvesi, M.; La morte di bacio, Saggio sullermetismo
di Giorgione, Storia dellarte 7/8, Florenz 1970
43 Logan, O.; Culture and Society in Venice, 1470-1790, London
1972, S. 81
44 Wickhoff, op. cit., schreibt vom bescheidenen Wissen
des Malers, denn Giorgione hat Virgil nicht gelesen, und dem Manne,
der dieses Bild bestellt hatte, brauchte, was es bedeute, nicht breit
ausgedeutscht zu werden, S. 4 f.; und noch Turner, op. cit., S.
92, schreibt: Giorgione doubtless had a bright intelligence and
high sensibility but little book learning.
45 Der Stich von 1658 ist bei Pignatti, op. cit. S. 78, Abb.
25, abgebildet.
46 Auner, op. cit. S. 156
47 Wischnitzer-Bernstein, op. cit. S. 208, denkt an eine Zutat
bei einer Restaurierung.
48 Klauner, op.. cit. p. 167, hält die Sonne für einen
gröberen Effekt einer vierten Phase, argumentiert aber
ikonographisch; sie sei an der Stelle, an der sie sitzt . . .,
völlig unverständlich.
Baldass, L.; Zu Giorgiories Drei Philosophen, Jahrbuch der kunsthistorischen
Sammlungen in Wien, 1953, S. 126, Anm. 9, hält die Farbmaterie
dieses Sonnenunterganges durchaus (für) die Giorgiones, mißdeutet
aber die Bemerkung Michiels über die raggi solarie,
die Sonnenstrahlen, als die der untergehenden Sonne, was aus der Blickrichtung
des Jünglings nicht verständlich wäre. Wilde, J.; Venetian
Art from Bellini to Titian, Oxford 1974, S. 94, glaubt, daß alle
attempts at distinguishing two hands in the Vienna painting have
not been successful, womit die Sonne auch für ihn keine spätere
Zutat ist.
49 Z.B. Hourticq, op. cit. S. 62; Auner, op. cit. S.155
50 Nur Hourticq, op. cit. S. 62, und Pignatti, op. cit. S. 66,
sprechen von einem Sonnenaufgang; das würde auf eine geistige Lichtquelle
deuten, da kein natürliches Licht von Norden einstrahlen kann.
Diesen Schluß und seine Konsequenzen zieht Pignatti allerdings
nicht, Hourticq hält die Lichtflecken am Felsen für den Widerschein
des Sternes. Charles de Tolnay (Tintorettos salotto dorato in
the Doge Palace, in: Festschrift für Mario Salmi, III, Rom
1963, S. 130 f.) deutet die Sonne als sol novus, während
von links die durch die Erwartung des Heilands vereinten Vertreter der
alten Religionen Judentum, Islam urid heidnische Philosophie (Abraham,
Zarathustra und Pythagoras) beleuchtet werden.
51 Künstler, op. cit. S. 112 f.
52 Wilde, op. cit.
53 Wind, op. Cit. Anm. 26. Von Shapley, F. R.; A note an The
Three Philosophers by Giorgione, Art Quarterly XXII, 3, 1959,
S. 241 f., ist schon früher auf die Schwierigkeiten der Röntgenbefund-Deutung
hingewiesen worden: For example, one bare leg of Vesta in The
Feast of the Gods of the National Gallery of Art appears white
in the X-ray, the other black."
54 Wie z. B. Turner, op. cit. S. 86
55 Hartlaub, op. cit. 1925, S. 43
56 Hartlaub, op. cit. 1925, S. 13
57 Winds These, op. cit. S. 5: . . . firmly presses his
thumb against the knot of his belt: thereby signifying the nodus
et copula mundi which keeps heaven and earth united in man,
bleibt zweifelhaft. Wie aus dem Röntgen ersichtlich, lag die Hand
in der ersten Fassung, in der das Thema sicherlich schon konzipiert
war, unterhalb des Gürtelknotens.
58 Baldass (L. Baldass-G. Heinz; Giorgione, Wien-München
1964, S. 29): Der Blick aus den Augen der beiden stehenden Männer
erscheint wie tot. Es spricht dies dafür, daß ihnen im Augenblick
hören und lauschen wichtiger ist als schauen. Sie geben sich also
ganz der Konzentration des Zuhörens hin, wenn wir auch nicht sagen
können, welche Töne die Aufmerksamkeit der Philosophen in
Anspruch nimmt.
59 A. Keyserling-T. Zaunschirm, Die Drei Philosophen
von Giorgione, KRITERION 6, Wien 1969, S. 1 ff.
60 Jung, C. G.; Psychologie und Alchemie, 1944, Freiburg i. Br.
1972, S. 248, paraphrasierte in seinen Analysen selbst diesen Satz:
Wir müssen aber doch noch etwas fragen: Drei sind's
- wo ist der vierte geblieben?
61 Schwabe, J.; Hans Kaysers letzte Entdeckung: Die pythagoräische
Tetraktys auf Raffaels Schule von Athen, SymboIon 5, Basel-Stuttgart
1966, S. 92 ff.
62 Jung, op. cit. S. 180
63 Jung, op. cit. S. 230
64 Jung, op. cit. S. 190
65 Jung, op. cit. S. 398
66 Jung, op. cit. S. 192
67 Hourticq, op. cit. S. 61 ; Venturi, op. cit. 1965, S. 14
68 Justi, op. cit. S. 38
69 Über die Rolle des Lichtes als das von den Weisen kontemplierte
Göttliche im Neuplatonismus s. Pochat, G.; Giorgiones Tempesta,
Fortuna and Neo-Platonism, Konsthistorisk Tidskrift XXXIX, Stockholm
1970, S. 28
70 Read, J.; Prelude to Chemistry, an outline of Alchemy, 1936,
M.I.T. Cambridge-London 1966, S.247 f.
71 Es ist ferner darauf hinzuweisen, daß das Blatt des
Alten das CHI nicht ausschließlich zeigt, sondern damit andere
Linien verbunden sind.
72 Baltrusaitis, J.; Anamorphoses ou magie artificielle des effets
merveilleux, Olivier Perrin 1969, S. 36 f., verweist auf einen Brief
Dürers an Pirkheimer aus Venedig im Jahre 1506, in welchem er auf
die Kunst in geheimer Perspektive, die es in Bologpa zu
erlernen gebe, eingeht, was er als Hinweis auf die Anamorphose
versteht. Giorgione konnte aber auch über Leonardo, der 1500 in
Venedig weilte und sich in seinem Codex Atlanticus mit Anamorphosen
auseinandersetzt, von diesem Phänomen inspiriert worden sein. S.
auch: Leeman-Elffers-Schuyt, Anamorphosen, Köln 1975.
73 Dazu: Ladendorf, H.; Ein Felsgesicht bei Albrecht Dürer,
Aachener Kunstblätter Band 41, Düsseldorf 1971, Festschrift
Wolfgang Krönig, S. 229 ff.
(Erst nach Abschluß des Manuskripts (1975) erschien die Monographie
von Günther Tschmelitsch: Zorzo, genannt Giorgione,
Wien 1975. In seiner intensiven Auseinandersetzung mit den 3 Philosophen
(S. 213-240) schloß er sich im wesentlichen an G. F. Hartlaub
an, dem er das Buch auch widmete. Er sieht auch auf dem Felsen über
der Höhle einen Kopf, allerdings im Profil, wobei er an Saturn
denkt.)
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